Gierig verschlingen die Schatten der Nacht das Licht. Sie sind getrieben von Durst und löschen unbarmherzig den Tag aus. Das Schwarz der Nacht überzieht den Himmel und treibt die Menschen in ihre Häuser. Wärme und Licht werden unaufhaltsam von tiefe der Nacht verschlungen. Wer meint die Welt würde nun schlafen, der irrt. Die Wesen der Nacht erwachen, sich regend im Licht des Mondes. Sie durchschreiten anmutig die Nacht, zu finden ein Opfer und an dessen Blut sich zu laben. Ihre schneeweiße Füße, kaum den Boden berührend, finden den Weg zur Lichtung von allein. Sie breiten ihre zarten Flügel aus, deren tiefes Schwarz mit der Nacht zu verschmelzen scheint. Grazil erheben sie sich in die Lüfte und ihre Schwingen tragen sie engelsgleich und scheinbar mühelos durch die Nacht. Rastlos vor Verlangen erwählen sie ein Opfer, zu stillen die schreckliche Gier, den Unstillbaren Durst. Ein Mädchen presst sich panisch vor Angst gegen die Wand, bedrängt von einem angetrunkenen Dorfbengel. Lautlos sinken nun die engelsgleichen Wesen zu Boden. Sie treten aus den Schatten, sich badend im Schein des Vollmondes. Strahlend schön offenbaren sie ihr Gesicht den Sterblichen, Reißzähne spiegeln das Licht des Mondes wieder. Elegant treten sie an den Jungen heran, eine eiskalte Hand legt sich um dessen Nacken. Ein kalter Schauer überläuft seinen Rücken und Zähne bohren sich in die zarte Haut. „Geh“ sagt eines der Wesen, sanft perlt die Stimme durch die Nacht. „Mordaci Angeli“, haucht das Mädchen ehrfurchtsvoll und entschwindet in die Nacht.